Ich war zu einer Managertagung auf Mallorca eingeladen. Und weil man gerne Angenehmes mit Nützlichem verbindet, habe ich noch zwei Tage Urlaub drangehangen, soweit so gut.
Der Flug wurde bei Air Berlin lange im Voraus gebucht mit einem Stück Gepäck (40 EUR Aufpreis). Letzteres ist ja wichtig heutzutage, da Menschen wohl in der Regel ohne Gepäck auf eine Ferieninsel fliegen.
Dann kam die Umbuchung auf „Niki“, weil Air Berlin irgendwie den Management-Masterplan versaut hat, der geplante Ankunftsevent fiel daher schon mal aus.
Ich habe dem Veranstalter natürlich nicht getraut und mir von meinem Viersterne-Hotel-plus rechtzeitig eine persönliche, schriftliche Reservierungsbestätigung geben lassen.
Vorsichtshalber habe ich auch bei der Flugreservierung vorher angerufen, ob alle Flugdaten korrekt sind und auch das Gepäck in Ordnung geht. Klar, steht ja im PNR war die pampige Antwort des Callcenters. Was soll da schon schief gehen?
Beim Check-in war natürlich nichts klar. Also durch die halbe Abflughalle in TXL gerollt und mich an die lange Schlange am Ticketschalter angestellt; es schien auch bei anderen Passagieren nicht „alles klar“ zu sein.
Der Agent schaute in den PNR und meinte nur „steht doch alles drin, muss man nur nach unter scrollen“. Aha. Der Niki-Check-in musste dann per Funk geweckt werden, weil er ein Telefon als überflüssiges Arbeitsmittel ansieht. Gut, dass man heutzutage lange vor der Boarding-Time am Flughafen ist.
Ich durfte tatsächlich meinen einen Koffer aufgeben, natürlich ohne jede Entschuldigung für das Versehen.
Der Abtaster machte seine Arbeit sehr gründlich*) und er könnte seine Tätigkeit im Erotiksalon fortsetzen, nur stehe ich auf so eine plumpe Anmache nicht.
Der Flieger war voll, der Service nicht wirklich vorhanden. Früher lächelten die Damen sogar! Früher halt. Der Flug war allerdings pünktlich, immerhin etwas.
Nach der Ankunft gab es den heute üblichen 3-km-Marsch kreuz und quer durch das Gebäude, damit man nicht merkt, wie lange Gepäckentladung wirklich dauert.
Der Flughafentransfer hat geklappt, wenn auch von 500m entfernt, für jemand, der schlecht laufen kann, eine echte Herausforderung (Gepäck bitte selbst tragen).
Das Hotel machte einen guten Eindruck, echte Viersterne. Nur gab es da ein Problem mit der Reservierung. Dass vorsichtshalber schon die Passkopie gezogen wurde, hatte bestimmt einen Grund. Nix da mit der Bestätigung, kann sich ja selber schreiben auf dem Hotelbriefpapier. Aha.
Nach langer Diskussion durfte ich dann in einem anderen Hotel erneut vorstellig werden. Nur 500m Fußweg oder später fluchende Taxifahrer (denn die Tagung war in dem reservierten Hotel).
Die Rezeption war entsprechend frostig. Kreditkarte bitte und die Rechnung ohne Beleg bitte mit EC-Karte bezahlen. Auf meine Frage, ob ich auch vorsichtshalber noch einen Bargeldbetrag hinterlegen solle, erhielt ich die Antwort „not yet“. Naja, kann ja noch kommen.
Das Zimmer war in etwa Viersterne, das Hotel insgesamt so lala. Jedenfalls ein echter Abstieg gegenüber dem reservierten. Aber man ist ja in diesen Zeiten so einiges gewohnt.
Ich machte den „Do not disturb“ Anhänger an die Tür. Das hielt das Hotelpersonal nicht davon ab, mehrfach anzurufen, gegen die Tür zu hämmern und dann eine dringende Nachricht unter der Tür durchzuschieben.
Es war letztlich auch egal, da dieses Haus ausgesprochen hellhörig ist. Insbesondere die interessanten Badezimmergeräusche ließen spannende Rückschlüsse z.B. auf die Verdauung der Nachbarn zu.
Nachdem ich geruht hatte, ging ich zur Rezeption und fragte nach dem Grund der Nachricht. Die Antwort war, ich hätte keinen Pass zum Einscannen vorgelegt, meine Rechnung nicht bezahlt und wenn ich nicht wolle, dass das ich ein anderes Hotel…, solle ich das schleunigst nachholen. Ich fragte nach, ob man mir die Nummer der Guardia Civil, wenigstens aber der Policia Local geben könne, da ich hier wohl Unterstützung benötige.
Wir einigten uns, dass ich erst meine Erledigungen mache und dann Pass und Quittung hole.
Der Pass wurde brav eingescannt, damit wenigstens der CNI meine Daten hat und die Quittung wurde auf eingehend auf Echtheit geprüft (selbst dieses Billig-Thermopapier hat die paar Stunden durchgehalten #UASY). So durfte ich gnädiger Weise bleiben, hatte aber selbst auch keine Lust mehr, mir um nunmehr 23.00h ein neues Hotel zu suchen.
Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass meine Tür-Key zwischenzeitlich gesperrt wurde; das machte das Pass- und Quittungsholen doppelt aufwendig, aber man fährt ja gerne mehrmals in den 10. Stock.
Malle ist auch außerhalb der Saison (der Winter geht idR. bis Ende Mai) unverschämt teuer geworden. Auch die Taxipreise sind auf dem Niveau einer deutschen Großstadt. Und billig Essengehen war mal.
Es dauerte dann auch nur eine Übernachtung, bis mein Tür-Key wieder gesperrt war.
Auch außerhalb von Palma ist alles recht teuer auf Malle. Alle scheinen auch irgendwie angepisst zu sein, sind unfreundlich (selbst in einem kleinen Späteinkauf) und wenig hilfsbereit, insbesondere wenn man schlecht zu Fuß ist. In der Gastronomie wird man als Ruhestörung empfunden (Stegner-Face).
Witzig ist, dass man nur noch auf Englisch angesprochen wird und selbst dann, wenn Mensch merkt, dass man aus Deutschland kommt, trotzdem englisch weiterparliert. Das ist kein Problem für mich, lediglich bemerkenswert, aber wenn die Herrschaften dann tatsächlich englisch könnten….
Erfreulich war, dass die Barrierefreiheit (Straßen, Gebäude) sehr gut umgesetzt wird und selbst auf den Herrentoiletten Wickeltische sind (sofern technisch möglich). Auch Notbeleuchtungen, Brandmelder und Feuerlöscher haben hier wohl eine ganz andere Priorität. Da könnte man sich in Deutschland eine dicke Scheibe abschneiden.
Ebenso sollte man mal die Verkehrstechniker aus Deutschland zum Praktikum herschicken, damit die herauskriegen, wie man Ampeln so schaltet und den Verkehr so leitet, dass er (wenigstens mit mäßiger Geschwindigkeit) fließt.
Ich habe es dann abseits des Businessprogramms als Tourist versucht, Stadtrundfahrten und so. Naja, lieblos. Kann man sich alles im Imagefilm ansehen, echte Tourguides scheinen ausgestorben zu sein (nein, nicht die von TUI und Konsorten).
Im Hafen von Malle liegen so ziemlich alle Typen an Yachten. Ich habe versucht zu zählen und bin so auf einen Etwa-Wert von 1 Mrd. EUR gekommen. Wenn sich jetzt die Japaner mal mit so ein paar Flugzeugen…..
Man kann sich auch ein Auto mieten. Aber seltsam ist, dass wenn man seinen alten deutschen Führerschein vorlegt, irgendwie kein Wagen mehr da ist. Aha.
Zurück zu diesem Superhotel. Der Pool war übrigens gefühlte 75% des Tages gesperrt und das Wasser auf Gefriertemperatur. Nix für mich.
Die Nachfrage, was man sich denn unter dem Begriff „late Checkout“ (natürlich extra gebucht) vorstellt, wurde glatt mit 12.00h (!) beantwortet. Man müsse nämlich die Zimmer machen. Echt? Bei mir kamen die Damen immer erst ab 15.00h. Ist ja auch egal.
Den letzten Abend verbrachte ich dann an der sehr schlecht sortierten Hotelbar. Ein Whisky und dann kam auch schon die Rechnung. Hä? Ja, Ihre Sorte ist ohnehin alle. Und bevor wieder so ein rammdösiger Tweet aus FFO kommt: Nein, ich hatte keinen CC bestellt.
Da hieß es nur noch an die eigene Reserve zu gehen – dafür ließ sich die Terrassentür nicht mehr öffnen. Ob die annehmen, dass ich vom Balkon springe, damit ich nicht ein 3. Mal bezahlen muss? Gut, dass wenigstens die Klimaanlage abgestellt war, wer braucht schon Luft?
Ach ja, witzig war der Online-Check-in bei dieser seltsamen Niki. Man konnte zwar einen Sitzplatz gegen Aufpreis reservieren, aber das System blieb hängen. Dafür war der Sitzplatz beim parallelen Online-Check-in dann plötzlich im System. Das wird bestimmt manuell nachgepflegt. Aber ohne CC-Belastung, that’s for sure. Vermutlich wird das lustig bei Niki (bitte ganz nach unten scrollen).
Da ich den Rückflug erst abends gebucht hatte, war Zeit für einen Strandbesuch. Naja, was man so bei 19° Wassertemperatur mit ausgemachten Sonnenbrand dafür hält. Also Sitzen im Schatten der Strandbar. Auch hier Up-and-downs. Das Teil (Nassau Beach) machte einen sehr gepflegten Eindruck und nachdem ich von dem recht zahlreich vorhandenen Personal fragte, ob ich diesen „Invisibility cloak“ (siehe Harry Potter) tragen würde, kam eine Sylvia, die dann für eine gewisse Art an Service sorgte. Das Essen war sehr lecker, die Preise hoch und die Musik angenehm, irgendwas mit Techno-Pop-Gedöns. Keine Ahnung wie man das heute nennt.
Alles anderen Restaurants verdienen einer Erwähnung nicht.
Was war sonst noch: Einzig die Fahrt mit dem Train-de-Sóller nebst Tram. Nur für die Pufferküsser natürlich.
Der Abflug wurde wie befürchtet lustig. Ein Schalter für gefühlte 300 Pax und ein arbeitsloser „Priority-Check-In“, der dann doch ein Einsehen hatte und vor langer Weile auch das niedere Volk abfertigte. Hehe, Sie reisen mit Gepäck? Aber nicht bei uns. Gut, ein paar energische Worte und das Rütteln am Tresen verhalfen der (tatsächlich) netten Dame zu mehreren Telefonaten und irgendein pragmatisch veranlagter Mensch rückte eine Ersatzticket-Nummer raus: Das Gepäck wurde wie bezahlt mitgenommen.
Der Flug verlief pünktlich und das Saftwagen-Personal lächelte sogar manchmal.
Nach den beide Flügen frage ich mich allerdings, warum dieser Trolley immer meine Schulter treffen muss.
Und jetzt kommt die Überraschung: Das Gepäck war auch in TXL da und hat nur 20 Minuten gebraucht. Möglicherweise hing das daran, dass die bisherige Groundhandling-Firma damit befasst war (die neue macht bei Air Berlin ja ziemliche Zicken). Dass jetzt das Firmensignet bei der Gepäck-wo-kommst-Du-raus-Anzeige eingeblendet wird, ist bestimmt Zufall. 😀
Fazit: Vergesst Malle.
P.s.: Mütter, die ihr Kind sich im Flugzeug die Seele aus dem Leib brüllen lassen, weil sie im Physikunterricht vermutlich mit ihren Fußkettchen gespielt haben, sollte man die Betreuungserlaubnis entziehen. 99 % der Ursachen für schreiende Babys haben etwas mit Luftdruck zu tun – insbesondere bei Start oder Landung. Entweder es kneift im Ohr oder im Bauch oder beides. Da gibt es probate Gegenmaßnahmen, lautes Zischen gehört nicht dazu. Armes Kind.
*) Ich habe es satt, bei jedem Abflug in TXL oder SXF von diesen Wichsern unsittlich berührt zu werden. Ich entscheide selber, wen ich an meinen Intimbereich ranlasse. Schließlich bin ich kein Pfingstochse. Das passiert Dir übrigens nur in Deutschland, da scheint die Truppe aus ganz besonderem Holz zu sein. Aber darf das Mann thematisieren oder steht diese Ablehnung der Grabscherei nur Frauen zu?