Liebe Leser!
Als ich Anfang 2009 auf die Piratenpartei aufmerksam wurde, war Europawahlkampf. Mich hat der Ansatz interessiert, Politik neu zu gestalten und dass ein unverstellter Blick genügt, viele alten Zöpfe abzuschneiden.
Nun fast fünf Jahre später ist es an der Zeit Bilanz zu ziehen.
Die Piratenpartei hat viele Stärken: Über 30.000 Menschen sind mehr oder weniger Mitglied und wirken an sehr vielen Stellen mit. Sei es in Parlamenten, Gliederungen, Vorständen, Arbeitsgemeinschaften, Interessengruppen, internationaler Zusammenarbeit. Die Hierarchie ist denkbar überschaubar (zumindest oberflächlich betrachtet).
Die Piratenpartei hat sich programmatisch weit aufgestellt, manche meinen zu weit. Die von vielen Piraten verhasste Struktur dient dem Zusammenhalt und der Sammlung von Arbeitsergebnissen – insgesamt ein zäher, aber aufregender Prozess.
Aber die Piratenpartei hat auch viele Schwächen: Statt sich auch den politischen Gegner zu konzentrieren, werden innerparteiliche Kämpfe ausgetragen. Fast jede Ressource muss erkämpft werden – Rechteinhaber machen hemmungslos von ihren Rechten Gebrauch, um den vermeintlichen Gegner zu behindern oder den Garaus zu machen. Der menschliche Umgang ist niederschmetternd. Überall scheint es Leute zu geben, die nichts Besseres zu tun haben, als Kompromat zu suchen, Dossiers anzulegen und Gerüchte in den Umlauf zu setzen. Das führt dazu, dass man geradezu gezwungen wird, sich in einer Art Rechtfertigungsspirale abzusichern und immer Aktenlage zu schaffen, damit man jederzeit seine Unschuld beweisen kann.
Und was fast noch schlimmer ist: Die Community weidet sich daran, anstatt dem strikt entgegen zu wirken. Die sogenannten Popcornpiraten waren so eine Spitze des Eisberges.
Wenn man wirklich Wandel in der Gesellschaft möchte, kann man das nur mit Solidarität erreichen – das sollte ein Gebot der Stunde sein und ein Ansporn für 2014.